Oslo – City Highlights (Teil 1)

Oslo Oper, Riesenrad und Munch Museum vom Fjord aus

Ist Oslo überhaupt eine richtige Stadt? Mit dieser Frage beginnt ein Reel von Visitnorway, das mit seiner selbstironischen Art einen Riesenanklang auf Social Media fand. Der Mann in dem Video ist selbst dort geboren, und nun wieder zurück. Er fragt sich, was man an der Stadt jemandem empfehlen solle. Denn die Stadt ist so zugänglich, so easy. Es gibt keine Schlangen an Sehenswürdigkeiten oder gefeierten Restaurants. Man kann die Innenstadt innerhalb kürzester Zeit zu Fuß erkunden. Es fühle sich an, wie ein Dorf. Hinter jeder Ecke trifft man wen anderes, sei es der König oder ein Minister. Dazu wird sogar mitten in der Stadt im Fjord gebadet. Es hat nicht die Exklusivität, die Geschäftigkeit und die Hektik von Großstädten wie New York oder Istanbul. Die Stadt heißt jeden willkommen, mit freundlichen offenen Armen.

Die Kommentare unter dem Reel zeigen, dass es genau das ist, was die Oslo-Fans an der Stadt so lieben. Und was soll ich sagen: dem kann ich nur zustimmen: Die Stadt ist entspannt, die Sehenswürdigkeiten leicht zugänglich, die Natur direkt vor der Nase mit dem Fjord und den Bergen.

Vor genau 20 Jahren im September 2004 fliege ich das erste Mal nach Oslo. Genau kann ich mich natürlich nicht mehr erinnern, wie ich es erlebt habe. Aber es hat mir wohl gefallen, bin ich doch die Jahre danach immer wieder gekommen. Im Sommer zu den weißen Nächten, im Winter im tiefsten Schnee, zu kulturellen Events oder um die Stadt in all ihrer Gemütlichkeit zu erleben.

Wie es so oft im Leben kommt, hat sich das irgendwann etwas verlaufen und ich war zwischen 2008 und 2020 gar nicht mehr dort. In dieser Zeit hat sich in der Stadt viel getan. Angefangen mit dem Opernhaus, das ich noch kurz nach der Eröffnung gesehen habe.

Doch inzwischen gibt es rund um die Oper ein neues Viertel, in dem nicht nur futuristisch anmutende Architektur entstanden ist, sondern typisch für Oslo ein Viertel zum Ausgehen, zum Leben, für Kunst oder um einfach nur in den Fjord zu springen und zu baden. Es wurde also Zeit, mal wieder einen Citytrip nach Oslo zu machen und die alten Lieblingsspots aufzusuchen und die neuen Viertel zu erkunden.

Erst vor kurzem fragte mich eine Freundin: was muss ich mir in Oslo anschauen, wenn ich nur 24 Stunden Zeit habe? Tja, das ist natürlich gar nicht so einfach. Denn obwohl die Stadt nicht sehr groß ist verglichen mit vielen europäischen Hauptstädten (Oslos 720.000 Einwohner stehen 3.8 Millionen in Berlin gegenüber) gibt es wirklich viel zu entdecken. Und was man unbedingt gesehen haben muss, hängt sehr davon ab, worauf man Lust hat. Kunst und Architektur? Historische Orte? Das Oslo der Einwohner? Meer? Berge? Aber vielleicht reicht es, wenn du dir das Interessanteste aussuchst und vielleicht kommst du ja dann einfach immer wieder, so wie es mir ging.

In Teil 1 meiner City Highlights konzentriere ich mich auf die Innenstadt und Orte, die ihr gut zu Fuss erleben könnt. In Teil 2 geht es dann weiter mit interessanten Orten, die etwas außerhalb des Zentrums liegen. Seid gespannt!

Oslo Modern: Bjørvika

Gleich an meinem ersten Tag in Oslo fahre ich mit dem Bus nach Bjørvika. Einerseits interessiert mich das Viertel am Meisten, hat es doch bei meinem letzten richtigen Besuch noch nicht existiert. Dazu ist der Himmel verhangen und Regenschauer sind angesagt. Was liegt da näher als mit dem Munch Museum zu beginnen?

Rund um die Oper

Doch bevor es wirklich anfängt zu regnen, muss ich zur Oper. Obwohl ich das Bauwerk kenne, hat es es auch dieses Mal wieder eine besondere Wirkung. Die hellgrauen Marmorplatten in einer stark kantigen Optik strahlen hell, trotz des dunklen Himmels. Die Form ist einem treibenden Eisberg nachempfunden. Auf das langsam ansteigende Dach der Oper kann und soll man gerne hinaufgehen. In die Oper selbst hinein kann man durch große Glaswände schauen.

Neu ist das Kunstwerk mitten im Hafen direkt vor der Oper. Unter dem Namen Hun Ligger (dt. Sie liegt) wurde das Kunstwerk dem Gemälde „Das Eismeer“ von Caspar David Friedrich nachempfunden. Einige Tage später fahre ich mit dem Segelboot Helena auf einer Bootsfahrt durch den Oslofjord hier entlang und genau das Gemälde – nicht das Original 😉 – hängt auch dort in der Bar.

Ganz neu ist die Deichmanske Bibliotek. Als direkte Nachbarin der Oper ist auch sie ein architektonischer Hinkucker. Die oberste Etage ragt seitlich weit heraus und ergibt so einen spannenden Eyecatcher. Im Innenbereich sorgen große Fenster im Dach und an den Außenseiten sowie offene Räume mit einer Rolltreppe für Helligkeit. Das Gebäude ist offen für alle – ausleihen kann man allerdings nur mit Anmeldung, was nur mit einer persönlichen ID geht, die man nur als Einwohner Norwegens hat. Aber auch für Besucher steht sie offen. So lasse ich mich auch von den Rolltreppen nach oben fahren, stöbere ein bisschen in den vielen Regalen. Viele sitzen hier in einer der gemütlichen Ecken und lesen.

Das Munch Museum

Das Munch Museum ist schon von weitem zu sehen. Mit 60 Metern Höhe und dem charakteristischen Knick in der Mitte ist es schon zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden. Ich nutze den Oslo-Pass und kann somit kostenfrei in das Museum gehen. Auf verschiedenen Ebenen sind die Werke von Munch, seinen Zeitgenossen, aber auch Erinnerungsstücke aus seinem Wohnhaus ausgestellt.

Wer noch Zeit hat, kann sich hier oben in der Skybar im obersten Stockwerk noch einen Drink gönnen bei bestem Ausblick über Bjørvika, ganz Oslo und den Fjord.

Sørenkaia & Bispevika

Hinter dem Museum wurde eine künstliche Insel namens Sukkerbiten (dt. Zuckerwürfel) aufgeworfen. Ich komme an einer der vielen neuen Saunen vorbei, die es nun überall am Ufer des Oslofjords gibt. Es ist noch sehr ruhig und leer an diesem Donnerstagvormittag. Doch auch jetzt schon sehe ich eine Frau ins Wasser der Bucht springen.

Über die schwimmende Fußgängerbrücke gehe ich zum Sørenkaia. Hier ist es noch leerer. Viele neue Gebäude sind hier entstanden. Wohnhäuser, Restaurants und am Ende der Hafenpromade eine weitere Badestelle. Schön muss das hier bei Sommerwetter sein. Man hat freien Blick auf den Ekeberg und den Oslofjord in die eine Richtung und auf das ganze Stadtpanorama von Oslo auf der anderen Seite. Sogar die Schanze auf dem Holmenkollen kann man hier gut erkennen.

Mein Weg führt mich zurück vorbei an den neuen Bispevika Wohnhäusern, die auf dem Wasser der Oslobucht gebaut wurden und dem bekannten neuen Barcode Building.

Oslo Classic: von der Aker Brygge zum Königlichen Schloß

Ich kann mich noch genau an meine alten Oslo Fotos von vor 20 Jahren erinnern. Die verschneite Aker Brygge in sanfte Dämmerung gehüllt, mit dem dunkelwerdenden Himmel im Hintergrund. Die Akershus Festung in Polarfarben gehüllt – von Rosa bis Dunkelblau. Segelboote im schwindenden Licht des Tages.

Aker Brygge

Lange sind diese Bilder mir im Gedächtnis geblieben. Und genau dorthin wollte ich wieder. Also ging es an Tag zwei zum Hafen. Ein bisschen Bummeln an der Aker Brygge, vorbei an den vielen Booten an den Stegen zu einer Seite und den vielen Restaurants auf der anderen. Ich setze mich an diesem sommerlichen Mittag auf eines dieser Boote, das auch zeitgleich ein Restaurant ist. Ich habe freie Sicht auf die Akershus Festung und auf die Schiffe, die aus dem Hafen auslaufen, hinein in den Oslofjord. Die Sonne scheint und der Wind bläst mir die frische Seeluft ins Gesicht. Ich höre viele verschiedene Sprachen um mich herum. Alle Menschen sind relaxt und genießen den gemütlichen Nachmittag. Das ist genau der Vibe, den ich an Oslo so liebe.

Tjuvholmen

Nach dem Essen spaziere ich weiter entlang der Promenade am Hafen zu dem neu erschaffenen Viertel Tjuvholmen (dt. kleine Diebesinsel). Einst ein alter Containerhafen, entstanden hier ebenso wie in Bjørvika moderne mehrstöckige Bauten. Immer durchzogen von kleinen Kanälen, auf denen Boote liegen. An der Spitze der Halbinsel befindet sich das architektonisch sehr auffällige Astrup Fearnley Museum mit moderner Kunst. Auch hier findet man wieder eine Liegewiese, um im Fjord zu baden.

In den kleinen Läden finde ich einen grandiosen italienischen Cappuccino, mit dem ich mich weiter auf meinen Spaziergang durch das neue Viertel mache. Ich will noch den Astronauten sehen – eine sieben Meter hohe Statue. Davor laufe ich am neuen Oslo Treet (dt. Oslo Baum) vorbei – dem Baum mit den LED leuchten. Leider kann ich dessen bunte Farbenpracht am Tag nicht bewundern.

Museen am Hafen

Und dann bin ich schon wieder am Hafen angekommen. Genau neben dem neugebauten Nationalmuseum. Alleine architektonisch sieht es sehr interessant aus. Direkt daneben das Nobel-Friedenszentrum. Ja, genau hier werden die Preise jedes Jahr verliehen. Im Haus selbst gibt es auch Ausstellungen zu Alfred Nobel, dem Friedenspreis und den bisherigen Preisträger*innen.

Das Rathaus aus rotem Backstein mit den beiden eckigen Türmen ist eines dieser Wahrzeichen von Oslo, das man kennt. In dieser Woche war es verhüllt – eine Baustelle. Doch auch das Gebäude ist von Innen reichlich verziert und steht allen Besuchern kostenfrei offen.

Ich gebe zu: keines der Museen habe ich auf dieser Reise oder einer vorherigen von innen gesehen. Da muss ich wohl noch einmal wieder kommen 😉

Entlang der Karl Johans Gate

Von hier aus kann man in wenigen Gehminuten das Nationaltheater erreichen. Der klassizistische Bau stimmt auf die Gebäude entlang der Karl Johans Gate ein. Die Prachtstraße der Innenstadt von Oslo ist zum größten Teil Fußgängerzone und lädt zum gemütlichen Sightseeing ein.

An einem Ende der Straße befindet sich das Königliche Schloss umgeben von einem großen Park. Zum Nationalfeiertag kann man die Familie vom Balkon winken sehen. Ja, auch ich habe das schonmal gemacht und es ist wirklich ein schönes Fest, wenn die ganze Stadt auf den Beinen ist, oft in traditioneller Tracht, und den Tag feiert.

Am anderen Ende der Karl Johans Gate liegt der Hauptbahnhof. Dazwischen kommt man noch am Stortinget – dem Parlamentsgebäude – und der Domkirche vorbei.

Kvadraturen

Mein Spaziergang führt mich dann durch das Viertel Kvadraturen. Den Namen bekam das Viertel von seinen quadratisch angelegten Straßen. Auf dem Platz Christina Torv steht die Skulptur mit einer Hand. Hier sagt man, zeigte der dänische König Christian IV. auf die Stelle, an der die Stadt nach dem großen Stadtbrand 1642 wieder aufgebaut werden sollte. So findet man hier in diesem Viertel viele alte Gebäude aus dieser Zeit, wie das alte Rathaus Oslos. An dieser Stelle sind es nur wenige Schritte zum Hafen und die Akershus Festung.

Oslo Cozy: Stadtleben entlang des Akerselva

Oslo erleben wie die Locals. Geht das? Klar! Die Stadt ist einladend, die Menschen offen und das Leben entspannt.

Bei meiner letzten Reise habe ich mich dafür entschlossen, eine Wohnung mitten in einem der beliebteren Wohnviertel anzumieten. So landete ich in Sagene. Das Stadtviertel kannte ich vorher noch nicht, aber die Wohnung von den Freunden, in der ich die ersten Jahre übernachtet habe, war nur gute zehn Minuten entfernt. Gemeinsam haben die Viertel, dass sie inzwischen ziemlich gehypt sind. So erfahre ich später bei einem Essen mit meinen Bekannten, dass gerade Sagene in den letzten Jahren ziemlich teuer und beliebt geworden ist.

Und ich muss sagen, dass ich es mehr als gemütlich finde. Die für Oslo typischen kleineren Häuser sind gemischt mit Neubauten. Viele kleine Parks schließen sich an Cafés und Restaurants.

Der Akerselva

Ich beschließe also an einem schönen sonnigen Morgen zu Fuß von Sagene entlang der Maridalsveien nach Süden zu laufen. Ein besonders empfehlenswerter Spaziergang ist entlang des Akerselva, dem Fluss, der ganz im Norden am See Maridalsvannet beginnt und im Süden hinter dem Munch Museum in den Oslofjord fließt.

Heute folge ich jedoch erst einmal dem Maridalsveien bis südlich des Aleksander Kjellands Platz, wo sie zur Hauptstraße wird und die bekannten Straßen Telthusbakken und Damstredet abgehen. Hier kann man bezaubernde, strahlend bunte Holzhäuser aus dem 19. Jahrhundert sehen und dabei nach dem Aufstieg entlang der Telthusbakken einen grandiosen Blick über Oslo genießen.

Grünerløkka

Zurück auf der Hauptstraße biege ich bei dem neu entstandenen Viertel Vulkan wieder zum Akerselva ab. Im Herzen des neuen Viertels liegt die Mathallen, in dem es viele Cafés, Restaurants und Geschäfte gibt mit lokalen und besonderen Produkten. Später treffe ich mich hier mit Freunden bei Vulkan Fisk für ein wirklich empfehlenswertes Abendessen, gemütlich im Außenbereich des Viertels unter den Backsteingebäuden. Rings um uns gibt es Dansens Hus, die Vulkan Arena, Geschäfte, Restaurants und Wohnungen.

Nur wenige Schritte weiter führt eine Brücke über den Fluss zu einem der vielen Parks. Ich schlendere gemütlich durch das bunte Viertel Grünerløkka und gönne mir – ganz norwegisch – eine Waffel und einen Kaffee.

Praktisches für deine nächste Oslo-Reise

Wie es der virale Clip, den ich bereits zu Anfang des Artikels erwähnte, so pointiert formuliert: ist es überhaupt eine richtige Stadt, wenn alles so einfach erreichbar ist? Und genau das ist, was ein Sightseeing-Wochenende in Oslo so gemütlich macht.

Öffis:
Der öffentliche Nahverkehr ist sehr gut ausgebaut. Mit der App Ruter seid ihr bestens ausgestattet – darin kann man sowohl immer in Echtzeit die besten Verbindungen raussuchen, aber auch Tickets kaufen.

Oslopass:
Wer, wie ich auf dieser Reise, viele Museen oder andere Sehenswürdigkeiten besuchen möchte, dem lege ich den Oslopass ans Herz. Inkludiert sind jeweils der öffentliche Nahverkehr sowie der Eintritt in viele Museen, aber auch Rabatte für Ausflüge, wie z.B. auf einer Bootsfahrt im Oslofjord (mehr dazu in „Oslo – City Highlights Teil 2“). Am Besten kauft man sich den Pass vorher zu Hause und aktiviert ihn erst, wenn man ihn dann wirklich benutzt. Ab dann ist er 24, 48 oder 72 Stunden gültig – je nachdem, welche Version man kauft.

Anreise:
Oslo hat natürlich einen Flughafen, der außerhalb der Stadt liegt, aber mit dem Flytoget (dem Flughafenzug) ist man in nur 19 Minuten in der Innenstadt.
Mit dem Auto oder Camper kommt man gut von Schweden aus auf der E6 nach Oslo.
Mit der Fähre kommt man von Kiel aus direkt nach Oslo.

Übernachten:
Die Hotels in Oslo sind sehr teuer. Daher habe ich dieses Mal eine Privatwohnung über einen Anbieter gebucht. Bei einem Kurzstopp mit nur einer Übernachtung beiße ich manchmal eben in den sauren Apfel und nehme eines der Hotels – oder suche mir direkt auf der Strecke zur Weiterfahrt etwas auf den umliegenden Dörfern.

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3 Kommentare

  1. Hej Dani!

    Danke für diesen ausführlichen Artikel!
    Da hast Du ja ordentlich Kilometer gemacht 😉.
    Sehr schönes Wetter und sehr schöne Bilder. Macht Lust auf einen Oslo-Trip!

    Liebe Grüße, Katrin

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