Alta – die freundliche Schöne des Nordens

silberne Kathedrale im Abendlicht vor einer Bergkette mit schneebedeckten Spitzen

Die Stadt mitten in der Natur der Finnmark hatte ich vor meinem ersten Besuch so gar nicht auf dem Schirm. Und doch hat sie sich als eines meiner absoluten Highlights in mein Herzen geschlichen. Jedes Mal, wenn ich diese wundervolle Stadt besuche, fühle ich mich sofort wohl und willkommen. Und irgendwie ist in mir ein Gefühl, dass ich dort gerne nochmal etwas länger sein möchte in Zukunft.

Juni 2022 – Alta unter der Mitternachtssonne

Während ich so da stehe, die frische Sommerluft und den Ausblick auf die Berge im Norden am Ende des Alta-Fjords beobachte, die sandfarbenen Felsen mit den roten Strichfiguren, frage ich mich: stand hier vor 6.000 Jahren auch ein Mensch und schaute hier aufs Meer und erfreute sich daran, wie wahnsinnig schön das alles ist?

Bei diesem ersten Besuch in Alta im Juni 2022 bin ich mir nicht sicher, ob es an der Sonne liegt, die unaufhörlich scheint – auch nachts. Die schneebedeckten Berge sind abends in ein rosa Licht getaucht unter dem blauen Himmel. Davor glänzt die silberne Nordlichtkathedrale. Es riecht kalt, frisch. Und es ist so ruhig in der Stadt. Ich fühle mich willkommen hier, aufgehoben, angekommen.

Generell fühle ich mich in dieser Kleinstadt eher wie auf dem Land. Der Fjord liegt direkt vor der Haustüre, genau wie die Berge des Alta Canyons im Hinterhof. Bei der frischen Meeresluft von Norden und der Ruhe fühle ich mich nicht wie in einer Stadt. Genauso wie die entspannte und freundliche Art der Menschen eher an das Landleben erinnern. Vielleicht ist es die Ruhe in der Finnmark, die die Menschen gelassener sein lässt.

Bereits bei der Anreise aus Süden von Kautokeino bin ich überrascht von der Landschaft. Wird die Landschaft nach Norden hin hier oben in der Arktis eigentlich eher immer flacher, fahre ich entlang des Altaelvas durch tiefe Täler. Dass es so hohe Berge so weit oben im Norden der Finnmark gibt, war mir vorher nicht bewusst. Doch dann weitet sich die Sicht auf eine immer grüner werdende Landschaft, die nach Norden hin im Meer endet.

Erster Stopp: Alta Museum

Die Fotos von den roten Steinzeitbildern auf den Felsen im Netz haben mich neugierig gemacht. Laut den Reiseberichten, die ich gelesen habe, sollen die Zeichnungen in der Sonne besonders gut zur Geltung kommen. Bei meiner Anreise nach Alta scheint die Sonne und der Himmel strahlt kobaltblau. Also fahre ich gleich als erstes zum Alta Museum, dessen Parkplatz ziemlich gut gefüllt ist.

Dem Besucherzentrum schließt sich eine Café-Terrasse an. Der Ausblick auf den Altafjord raubt mir den Atem. Wie schön diese Landschaft hier ist!

Weltkulturerbe: Felsritzungen in Alta

Links vom Besucherzentrums befinden sich die Felsmalereien, die dort, wie ich dort lerne, mit roter Farbe neuzeitlich nachgemalt wurden, damit man sie besser erkennen kann. Auf der gegenüberliegenden Seite des Fjordes gibt es noch einen längeren Rundweg, der noch viele weitere Felsmalereien zur Schau stellt, die jedoch nicht nachgezeichnet wurden.

Der Weg durch die Birkenwälder ist mit Holzbrettern einfach zugänglich und hilft zugleich der Natur, damit keine Trampelpfade entstehen.

Die Malereien sind beeindruckend. Sogar ich kann in den Strichfiguren Menschen, Rentiere oder sogar Bären erkennen. Die ältesten sind 6.500 Jahre alt, die neuesten circa 2.000 Jahre. Boote, Fische, Speere, Vögel… Mit diesen Malereien zeigen uns die damals hier lebenden Menschen, wie ihr Leben aussah. Wie sie damals schon mit den Jahreswechseln, dem langen Winter, den langen Sonnennächten und mit den Tieren lebten. Und wie wenig sich doch auch geändert hat. Zu sehen sind diese Malereien, weil sich der Meeresspiegel seitdem um einiges gesenkt hat.

Nordlyskatedralen: die Ikone von Alta

In der Stadt erwartet mich aber noch eine weitere Sehenswürdigkeit oder sollte man sagen: Ikone von Alta.

Die Nordlichtkathedrale wurde erst 2011 bis 2013 gebaut, was man ihrem futuristischen Look ansieht. Ganz in silbern schimmert sie in der Abendsonne, mit einem gezwirbelten Türmchen, als ob man ein Blatt Papier lose zusammenfaltet. Da Alta auch Nordlysby – die Stadt des Nordlichts – genannt wird, ist es nur logisch, dass die neue Kathedrale den Namen „Nordlyskatedralen“ (Nordlichtkathedrale) bekam.

Sie ist leider schon geschlossen, daher besichtige ich sie nur von außen und schieße im beißend kalten Wind mit einstelligen Gradzahlen (im Juni!) viele Fotos vor dem blauen Himmel und dem Alta Gebirge als Kulisse.

Auf meiner Rückreise zurück vom Nordkap einige Tage später mache ich in Alta noch einmal einen Zwischenstopp zur Übernachtung.

Auch im bewölkten Zustand hinterlässt die Stadt wieder einen sehr freundlichen und gelassen Eindruck bei mir.

Ich wusste: ich wollte wiederkommen.

März 2024 – Wintermärchen Alta

Alle Erzählungen von der Winterzeit in Alta haben das – für mich – unmögliche geschafft: ich habe mich noch einmal in den hohen Norden im Winter gewagt. Nicht nur wegen Alta alleine, doch das Ziel „Nordlicht über der Nordlichtkathedrale sehen“ war da!

So fliege ich im März 2024 nach Tromsø. Alleine die Anreise durch die Lyngenalpen stellt mich schon auf die winterlichen Landschaften ein.

Eishotel Sorrisniva in Alta

In Alta erwartet mich dann die wirkliche Winterwunderwelt. Gleich mein erster Stopp ist in den Bergen, mitten im verschneiten Wald: Sorrisniva, das Eishotel.

Bis zu diesem Tag war mein Interesse an einem Eishotel eher so semi. Ja, sicher schön, aber muss ich das sehen? Nachdem ich dort war, kann ich klar sagen: ja!

In der knappen Stunde, die ich darin bei einer Temperatur von circa minus 6 Grad verbringe, sehe ich wirklich beeindruckende Eiskunst. Das Hotel steht den kompletten Winter über – Eröffnung ist immer vor Weihnachten, Saisonende im April.

Eiskunst und Kulturgeschichte in Alta

Die Skulpturen selbst folgen Motti, in diesem Jahr aufgrund des 25-jährigen Jubiläums ein Best-of aus dem letzten Vierteljahrhundert. Daher gab es eine bunte Mischung von Wikingern, Trollen, nordischen Märchen, Sami Kultur, der arktischen Natur, der nordische Mythologie – oder sogar Afrika.

Besonders beeindruckend fand ich The feminine Divine und Aladin, denn diese beiden Kunstwerke waren besonders detailliert und umfangreich.

Auch dieses Mal komme ich gleich ins Gespräch mit dem jungen Mann, der an der Eisbar bedient. Zugegebenermaßen, es ist gerade wenig los. Aber es steht für die Menschen, die ich in Alta getroffen habe: offen, freundlich, gesprächig. Er arbeitet schon seit einigen Jahren zur Saison dort und ist hier aufgewachsen.

Er wundert sich, dass ich schon einmal vorher in Alta war – und noch dazu im Sommer. Denn die meisten Touristen kommen im Winter oder nur auf der Durchreise zum Nordkap. Da hat er mich ertappt. Aber dass Alta dabei einen solchen Eindruck auf mich gemacht hat, dass ich wiederkommen wollte, überrascht ihn.

Nordlicht über der Nordlyskatedralen

In der dunkelblauen Stunde fahre ich hinaus aus dem Wald, runter in die Stadt. Mitten drin leuchtet die Spitze der Nordlichtkathedrale den Weg.

Abends schnappe ich mir mein Stativ und gehe noch einmal zu dem Hauptziel meiner Reise: die Kathedrale.

Und dann warte ich. Ein bisschen wie auf dem Dorf an der einsamen Bushaltestelle: ich sitze mit meinem ausgerichteten Stativ, komplett in Thermokleidung eingepackt auf der Bank vor der Kathedrale und checke die Polarlicht-App. „In 30min ist die Chance höher, Polarlichter zu sehen“.

Nach gut einer Stunde, in der nur ein einsamer Jogger (in kurzer Hose, versteht sich) vorbeikommt, ist es dann so weit: ein grüner Schimmer wandert über den Nachthimmel. Leider ist es an diesem Tag sehr wolkig, aber ich habe es geschafft: Nordlicht über der Nordlichtkathedrale sehen! 😊

Der junge Mann im Eishotel erzählte mir von Direktflügen ab Frankfurt nach Alta ab der kommenden Wintersaison. Ob es dann in diesem Winter wieder heißt: „Polarlichtsuche in Alta“? 😉


Praktisches

Natürlich kann man in Alta noch viel mehr erleben: im Sami Siida Center kann man viel über die Sami und ihre Kultur lernen und erleben. Man kann eine Husky-Farm besuchen und im Winter eine Schlittenfahrt machen. Man kann wandern gehen in der Finnmark oder im Alta Fluss Kajak fahren. Es gibt noch sehr viel zu entdecken – leider habe ich davon noch nichts geschafft. Aber wer weiss, was ich davon bei meinem nächsten Besuch erleben werde.

Hard Facts:

  • Alta gehört zur Region Finnmark
  • Die Stadt zählt 15.000 Einwohner – aber erst ab dem Jahr 2000 als die drei Dörfer Alta, Elvebakken und Bossekop zur Stadt zusammengelegt wurden
  • Die Nordlichtkathedrale wurde als die neue Kirche für die neue gesamte Stadt erbaut
  • Drei Kulturen und Sprachen sind hier heimisch: die Sami, die Kven und Norweger
  • Alta ist sehr gut angebunden – die Stadt hat einen Flughafen, einen großen Hafen und die Europastrassen E6 und E45 führen hindurch
  • Die Stadt liegt günstig für die Reise an das Nordkap – von hier sind es nur noch 230 km
  • Mehr zur Stadt erfahrt ihr auf www.visitalta.no

Fun Facts:

  • Von Ende November bis Mitte Februar herrscht Polarnacht in Alta – die Sonne geht gar nicht auf
  • Von Mitte Mai bis Ende Juli geht dafür die Sonne gar nicht unter: es ist die Zeit der Mitternachtssonne
  • Das Eis für das Eishotel wird lokal aus dem Sierravann gewonnen und der Schnee aus dem Alta Fluss, der direkt davor fließt

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