Oslo – City Highlights (Teil 2)

Insel im Oslofjord vom Wasser aus fotografiert

In meinem ersten Teil über Oslo habe ich euch die für mich interessantesten und wichtigsten Orte in der Innenstadt vorgestellt. Die meisten davon können sogar zu Fuß erreicht werden.

Doch mit dem Fjord vor der Haustür und den Bergen im Hinterhof hat Oslo noch einiges mehr zu bieten. Von einer Fahrt durch den Oslofjord per Boot oder Fähre zu den Aussichtspunkten hoch über der Stadt.

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1. Oslo City Plus: Sehenswertes außerhalb der Innenstadt

Nur wenige Stationen mit der Straßenbahn reichen aus und man erreicht den Vigeland Skulpturenpark oder den Ekeberg Park. Diese sehenswerten Ecken Oslos solltet ihr nicht auslassen!

1.1. Vigeland Skulpturenpark & Museum

In Oslo kommt man um die großen norwegischen Künstler nicht herum. Ibsen, Munch und Vigeland. Spätestens nach einem Besuch in Oslo kennt man seine Skulpturen.

Einer meiner Höhepunkte in Oslo ist immer ein Spaziergang durch den Skulpturenpark Vigeland. Bei diesem Besuch möchte ich auch einmal das dazu gehörige Museum sehen, das direkt neben dem Park liegt.

Vigeland kam als Jugendlicher für eine Ausbildung bei einem Holzbildhauer nach Oslo und lebte hier die meiste Zeit seines Lebens. Er konnte die Stadt überzeugen, ihm ein Atelier zu bauen – das heute das Vigeland Museum beherbergt – um im Gegenzug der Stadt alle seine Werke nach seinem Tod zu schenken.

Nur wenige Minuten mit der Straßenbahn vom Stadtzentrum entfernt, stehe ich vor dem Frognerpark und schlendere gemütlich zu dem großen Gebäude. Im Haus selbst sind unzählige Vorläufer seiner bekannten Skulpturen, ikonische Gipsoriginale und seine frühen Werke ausgestellt.

Sein Meisterwerk ist unbestritten der von ihm gestaltete Skulpturenpark, nur wenige Gehminuten vom heutigen Museum entfernt. Nach dem Rosengarten komme ich zuerst zu dem imposanten Brunnen. In der Mitte halten Riesen eine große Schale, aus der das Wasser in das Becken herabfällt.

Von hier sehe ich schon den Monolithen in den Himmel ragen. Das Herzstück des Parks. Rundherum, auf den Stufen hinauf zu der Säule aus Menschen, befinden sich weitere eindrucksvolle Skulpturen. Die lebendigen Figuren aus hellem Stein zeigen Menschen jeden Alters. Sich umarmende Pärchen, spielende Kinder, Männer in Konversation, Familien.

Vigeland hat sich sein ganzes Leben lang mit den wichtigen und existentiellen Themen Tod und der Beziehung zwischen Mann und Frau auseinandergesetzt. Dabei sind zahlreiche beeindruckende Werke entstanden.

Außerdem hat der Bildhauer das Design für die Medaille des Friedensnobelpreises entworfen.

1.2. Ekeberg Park

Den Ekeberg Park habe ich in diesem Jahr zum ersten Mal besucht. Dabei ist er nur vier Stationen vom Hauptbahnhof entfernt. Hoch oben über der Stadt laufe ich schon nach wenigen Minuten an der ersten Statue mitten im Wald vorbei. In dem mehrere Quadratkilometer großen Gebiet befinden sich verschiedene Kunstwerke und Aussichtspunkte.

Den ersten davon finde ich schon kurz nach der Ankunft. Ich staune über die Weitsicht an diesem Tag. Von hier aus kann man den Fortschritt der neu gebauten Gebiete in Bjørvika erkennen und bis weit in den Fjord hinein schauen.

Ich gehe den Weg weiter in Richtung Innenstadt. Es geht ordentlich bergauf durch dichte Wälder. Mir begegnen Wanderer, Jogger und Familien. An einem Abzweig finde ich ein Schild, dass sich wiederholen soll. Der „Mesolithic Climb“ zeigt hier auf dem sehr steilem Gelände (glücklicherweise bin ich das nicht in die andere Richtung bergauf gelaufen), wie sich die Küstenlinie verändert hat. An dieser Stelle war vor circa 9.200 Jahren der Meeresspiegel!

Überall auf dem Berg kann man Spuren entdecken wie Felsmalereien oder Spuren alter Ansiedlungen. Die ältesten dieser archäologischen Funde gehen zurück bis in die Steinzeit vor circa 10.000 Jahren. Die Schilder begleiten mich bis an das Ende des Pfades an der Straße und die Daten gehen immer weiter zurück.

Durch Zufall finde ich auf diesem Abstieg die Stelle, an der Munch gestanden haben soll, als ihm die Inspiration zu seinem bekanntesten Werk „Der Schrei“ kam. 2013 hat hier die serbische Performancekünstlerin Marina Abramović einen Rahmen aus schwarzem Metall aufgestellt. Die Instruktionen findet man auf einem kleinen Hinweisschild: Man solle sich an den Rahmen stellen, die Augen schließen und einen Schrei in die Landschaft hinausschreien.

Zur Erklärung wird auch die Entstehungsgeschichte von Munchs Original mit seinem Zitat auf einer zweiten Tafel aufgeführt:

„Ich lief auf einer Straße mit zwei Freunden, die Sonne ging gerade unter. Ich fühlte einen Hauch von Melancholie. Plötzlich färbte sich der Himmel blutrot. Ich hielt inne, lehnte mich todmüde an den Zaun und blickte auf die Wolken wie Blut und Schwerter, den blauschwarzen Fjord und die Stadt. Meine Freunde liefen weiter. Ich stand da, zitternd vor Angst und ich spürte einen gewaltigen, unendlichen Schrei durch die Natur.“

Natürlich habe ich das auch gemacht 😊

Beim nächsten Mal muss ich hier definitiv mehr Zeit einplanen, um noch mehr vom Park zu sehen. Unzählige weitere Kunstwerke, die von international anerkannten KünstlerInnen gestaltet wurden, sind überall in der Natur verstreut.

2. Oslo Maritim: Sehenswertes im Wasser

2.1. Bydøy

Wer gerne mehr über die Geschichte Norwegens erfahren möchte, sollte einen Ausflug nach Bygdøy machen. Schon die Anreise dahin kann ein kleines Abenteuer sein, wenn man das möchte. Denn in den Sommermonaten ist der schnellste Weg auf die Insel im Oslofjord per Fähre. Es fährt aber auch ein Bus dahin.

In diesem Jahr habe ich es leider nicht nach Bygdøy geschafft. Ich kann mich aber erinnern, die Fahrt mit der Fähre vor vielen Jahren gemacht zu haben. Besonders interessant fand ich das norwegische Freilichtmuseum. Hier gibt es traditionsreiche Gebäude aus dem ganzen Land zu sehen, angefangen mit der Stabskirche aus dem Jahr 1200 oder dem Setesdal Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert.

Ein weiteres beliebtes Museem auf der Insel ist das Fram Polarschiffmuseum, in dem man das Originalschiff der Polarexpeditionen bestaunen kann. Es ist das am weitesten sowohl in den Norden als auch in den Süden vorgedrungene Holzschiff der Welt. Auch der spitze Dreiecksbau des Norwegischen Seefahrtsmuseum ist vom Fjord aus schon von weitem zu erkennen. In dem Museum erfährt man vieles zur Küstenkultur und Seefahrtsgeschichte des Landes.

Im Sommer ist die Insel auch wegen ihrer Badestrände ein beliebtes Ausflugsziel. Am bekanntesten ist die Paradisbukta (dt. Paradiesbucht). Aber auch in den anderen Jahreszeiten hat Bygdøy viel zu bieten, seien es Wanderwege oder Langlaufloipen.

2.2. Bootsfahrt durch den Fjord

Mit dem Segelboot durch den Oslofjord. Das ist eine neue Erfahrung für mich in diesem Jahr. Bei bestem Sommerwetter geht es für mich mittags zum Hafen. Das Segelschiff Helena wartet schon und füllt sich bis auf den letzten Platz, bis wir losfahren.

Bei wolkenlosem Himmel fahren wir vorbei an der Akershus Festung zur Oslobukta. Wie gemalt zeichnen sich die weißen schrägen Flächen der Oper vor blauem Himmel ab, die Sonne lässt die Glasfassaden und den leicht plätschernden Fjord glitzern. Wie ein funkelndes Juwel liegt die Skulptur Hun Ligger ruhig in der Bucht. Die Ansage vom Band erzählt von der Inspiration hinter der Skulptur. Passend zum Design der Oper, die an einen Eisberg erinnern soll, wurde das Kunstwerk Caspar David Friedrichs Gemälde „Das Eismeer“ nachempfunden.

Wir fahren vorbei am Riesenrad und dem Munch Museum, hinaus in den Fjord. Zwischen kleinen Inseln geht es hindurch. Vorbei an badenden Einwohnern auf Hovedøya, passieren wir die bunten Sommerhäuser auf Bleikøya. Der Wind weht uns um die Nase, die Sonne wärmt unsere Haut.

Schon zu Beginn unterhalte ich mich mit den anderen Gästen an Bord. Cocktails und Sekt werden an der Bar geordert. Auch ich stehe immer wieder auf, laufe nach rechts oder links und mache Fotos. Und wir erfahren so viel. Zum Beispiel, dass viele dieser Sommerhäuser nur vererbt werden. Keine Chance auf Kauf. Oder welche Inseln keinen Zugang zu fließendem Wasser haben. Es sind zwei Stunden, in denen wir uns alle ausmalen, in welchem dieser Häuser wir gerne unseren Sommer verbringen wollen.

Auf dem Rückweg geht es vorbei an Fornebu mit einem tollen Blick auf die Stadt, die weit hinauf auf den Berg reicht. Sogar die Schanzen am Holmenkollen kann man hier gut sehen. Das gelbe Dreieck des Seefahrtsmuseum auf Bydøy passieren wir, bevor wir an den Neubauten von Tjuvholmen vorbeilaufen. Die Badestelle vor dem Astrup Fearnley Museum ist an diesem sommerlichen Samstagnachmittag gut besucht. Vorbei an Aker Brygge erreichen wir zwei Stunden später wieder das Rathaus. 

3. Oslo Alpin: Sehenswertes auf den Bergen

3.1. Holmenkollen

Mit dem Holmenkollen verbinde ich eine besondere Erinnerung. Denn nicht nur Norwegen ist eine Skisportnation, auch in meiner Familie gab es früher einige Skispringer. So war der Bruder meiner Oma 1952 bei den Olympischen Winterspielen hier dabei (als Trainer) und fragte mich jedes Mal, wenn ich aus Oslo zurückkam, ob ich denn dieses Mal die berühmte Schanze gesehen hätte. Erst 2020 war ich das erste Mal hier. Leider lag sie im Nebel und auch der Ausblick von hoch oben hinunter in die Stadt und auf den Fjord blieb mir verwehrt.

Auch dieses Mal ist nicht das optimale Wetter. Doch mein eigentliches Ziel ist heute erst einmal das Kunstprojekt Roseslottet (nächster Abschnitt). Rund um die älteste Schanze der Welt auf dem 370 Meter hohen Berg Holmenkollen sind die Parkplätze belegt und es herrscht reger Verkehr. Am Fuße der Schanze sind Jugendliche auf Rollen unterwegs und kreisen in Bahnen über den Asphalt. Ob es ein Wettkampf oder ein Training ist, kann ich jedoch nicht herausfinden. Der Holmenkollen nasjonalanlegg wird ganzjährig sowohl für Training als auch für Wettkämpfe in den Sportarten Ski Nordisch (Skispringen, Skilanglauf und Nordische Kombination) sowie Biathlon genutzt.

Ich mache noch einen kurzen Abstecher zur Holmenkollenkappell, die gleich nebenan steht. Mit ihrer eigenwilligen Konstruktion und dem schwarzen Holz ragt sie aus dem dichten Wald heraus.

Funfact: Die Schanze hier ist natürlich nicht die gleiche, die Ende des 19. Jahrhunderts hier gebaut wurde und auch nicht die, von der 1952 bei den Olympischen Spielen gesprungen wurde. Im Jahr 2010 wurde die aktuelle Schanze auf dem alten Areal eröffnet.

3.2. Roseslottet

Ich fahre hinauf auf den Holmenkollen, vorbei an der Schanze und finde mich in idyllischer Natur wieder. Ein kurzer Spaziergang führt mich zu dem Kunstprojekt Roseslottet hoch über der Stadt.

Das „Rosenschloss“ erzählt die Geschichte der Besetzung Norwegens im Zweiten Weltkrieg. Für den Namen haben sich die Initiatoren und Künstler Vebjørn und Eimund Sand von der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ inspirieren lassen. Immer wieder finden sich in den Notizen zu den Werken Bezüge zur heutigen Zeit.

Ein besonderer Eyecatcher sind die fünf großen goldenen Installationen, die man schon von weitem sieht. Leider bleibt mir heute der blaue Himmel versagt, doch beeindruckend sind die Werke trotzdem. Die Installationen stellen ein Segel, einen Berg, eine Fichte, die Königsbirke und eine Kombination aus einer Feder und einem Flügel dar und symbolisieren die 5 Jahre des Freiheitskampfes und die Werte des Landes. 

Der Pfad durch das Projekt führt über Holzbohlen entlang unzähliger riesiger Gemälde. Die rund 270 Werke des Malers Vebjørn erzählen zum Teil bisher unbekannte Geschichten über einzelne Personen, aber auch über Themen, die bisher wenig thematisiert wurden. Eine besondere Reihe sind die „Gesichter der Geschichte“ – Porträts von Widerstandskämpfern und Zeitzeugen. 

Da sich die Kunstinstallation im Freien befindet, verstehen die Initiatoren sie als interaktive Installation. Die Bilder sind so gestaltet, dass sie das ganze Jahr über der Witterung standhalten, und die Ausstellung verändert sich in den Jahreszeiten.

Die Installation ist aktuell nur bis 2025 geplant – wer also noch nicht dort war, dem kann ich das nur empfehlen!

4. Kistefos: Sehenswertes im Umkreis von Oslo

Wer noch mehr Zeit, noch mehr Lust auf die Kombination Natur und Kunst und einen fahrbaren Untersatz hat, sollte einen Tagesausflug nach Kistefos einplanen. Das liegt ungefähr eine Autostunde nach Norden in Jevnaker. Ich empfehle die Route über Sandvika, bei der man an einigen Seen vorbeikommt.

In Kistefos findet man einen Skulpturenpark, Museen, spannende Architektur und Kunstgalerien auf einmal. Auf dem Gelände einer historischen Zellstofffabrik ist dieser Ort für zeitgenössische Kunst seit 1996 entstanden.

Am bekanntesten ist The Twist – eine Skulptur, eine Brücke und eine Galerie in einem. Das Gebäude sieht aus, als wäre es einmal um die eigene Achse gedreht worden. Nicht nur von außen ein imposanter Anblick. Auch im Innenbereich, der komplett weiß gehalten ist und an dessen Wänden wechselnde Ausstellungen stattfinden, zieht sich das Motiv durch. Sogar auf dem Weg zum stillen Örtchen bekommt man noch Überraschungen zu sehen.

Der Weg durch den Skulpturenpark in der norwegischen Natur führt an überraschenden Skulpturen von bekannten zeitgenössischen lokalen und internationalen Künstlern vorbei. Inspiriert sind sie laut Website direkt von der Gegend, der Natur und der Geschichte von Kistefos.

Überhaupt ist die Industriegeschichte des Ortes sehr präsent. Obwohl die Produktion 1955 eingestellt wurde, sind die Gebäude und Maschinen wieder in Betrieb genommen worden, so dass für die Besucher von Kistefos eine lebendige Fabrik entstanden ist.

Der Fluss Randselva durchfließt das Gelände und wirkt nicht nur als Ruhepol, sondern wird auch immer wieder in die Kunstwerke einbezogen.

5. Praktisches für deine nächste Oslo-Reise

Öffis:
In Teil 1 schrieb ich, dass der öffentliche Nahverkehr sehr gut ausgebaut ist. Das ist er tatsächlich so gut, dass alle die oben genannten Ausflugsziele (außer Kistefos) mit den regulären öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sind.

Mit der App Ruter seid ihr bestens ausgestattet – darin kann man sowohl immer in Echtzeit die besten Verbindungen raussuchen, aber auch Tickets kaufen.

Oslopass:
Auch der Oslopass, den ich euch in Teil 1 ans Herz gelegt habe, wenn ihr bei eurem Oslobesuch viele Museen oder andere Sehenswürdigkeiten besuchen möchte, kann ich hier wieder nur empfehlen. Inkludiert sind jeweils der öffentliche Nahverkehr sowie der Eintritt in viele Museen, aber auch Rabatte für Ausflüge, wie z.B. auf einer Bootsfahrt im Oslofjord. Am Besten kauft man sich den Pass vorher zu Hause und aktiviert ihn erst, wenn man ihn dann wirklich benutzt. Ab dann ist er 24, 48 oder 72 Stunden gültig – je nachdem, welche Version man kauft.
Auch hier exkludiert ist der Eintritt in Kistefos.

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